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Hören wir einmal in ein Gespräch des Schulelternrates hinein, der sich wegen der mangelhaften Prozessqualität innerhalb der Organisation Schule zur Beratung getroffen hat:
„Was soll die Frage eigentlich! Selbstverständlich ist da erst mal der Lehrplan, der sich bewährt hat und von den Fachleuten für angemessen erachtet wurde“, meinte ein Vater, „das besagt ja auch der Begriff ‚Bildung‘ mit seinen Synonymen ‚Unterricht, Erziehung, Ausbildung‘, d.h. dass die Jugend kompetent auf die Arbeitswelt vorbereitet werden soll.“
Emilio, ein 15jähriger Schüler, antwortete: „Und was machen wir, wenn wir uns mit dem ‚Unterricht‘ nicht mehr identifizieren können, weil wir in einer anderen Realität leben als unsere Eltern oder Lehrer, die uns nicht verstehen?“ Der Klarheit halber fügte er hinzu: „…will heißen, was machen wir, wenn wir schon das Vertrauen in Erwachsene verloren haben?“ Eine betroffene Stille trat ein.
Eine gleichaltrige Schülerin, Vera, ergriff das Wort: „Wir werden einfach nicht ernst genommen, das ändert sich erst, wenn man eine wichtige Position hat, aber erstmal zählen wir nicht. Aber wir haben im Unterricht motiviert mitzumachen, sonst sind wir halt ‚looser‘. Wer will denn da Verständnis von Lehrern erwarten? Sie tun manchmal so, als wenn sie unsere Kumpels wären, doch sie leben in ihrer geschlossenen Welt, wissen natürlich alles besser. Ziemlich überheblich ist das!“
Da erhob sich der Deutschlehrer und deutete auf ein Tafelbild hin: „Dies ist die Zusammenfassung unserer letzten Stunde genau zu diesem Thema.“
Was ist eine erfolgreiche Kommunikation?
Der Er-folg einer wirksamen Kommunikation ist das Verstehen.
Verstehen bedeutet, die andere Person in ihrem Realitätsmodell zu erkennen.
Die Bedeutung von Kommunikation liegt in der Reaktion, die man erhält.
Die Intention des Kommunikators ist nicht die Bedeutung der Kommunikation, denn wahr ist nicht, was A meint,
sondern was B versteht.
Verstehen geht vor verstanden werden.
(Paul Watzlawick)
Es gibt kein Versagen, es gibt nur Feedback.
(Rückmeldung, Er-Folge, Milton Erickson)
In gelungener Kommunikation gibt es nur Gewinner.
(Win-Win-Prinzip)
„Es ist doch selbstverständlich, dass man lernen muss, miteinander zu kommunizieren, aber ich habe mir das einfacher vorgestellt“, meinte der Vater.
Der Schulleiter nickte: „Deshalb sind wir der Meinung, dass die Schule von Anfang an die Persönlichkeit des Schülers in den Fokus stellen sollte, und zwar seine Potenziale und Talente, womit wir anwenden würden, was der Philosoph Kant ‚Bildung‘, nämlich den organischen Wachstumsprozess des inneren Menschen nannte, der mit Selbstbestimmung und -tätigkeit ausgestattet ist. Er vergleicht die von der Essenz aus erfolgende Persönlichkeitsentfaltung mit dem Wachstumsprozess einer Pflanze, die sich an die äußeren Umstände anpasst. – Zudem sollten wir nicht außer Acht lassen, dass wir alle verschieden sind und mit unseren persönlichen Realitätsverständnissen unterwegs sind.“
Vera ergänzte: „Dazu gehört auch, dass wir helfen müssen, Stress abzubauen, Blockaden zu lockern und zur Ruhe zu kommen, damit wir überhaupt Leistungen erbringen können.“
Der Lehrer stimmte zu: „In unserer Zeit, mehr als früher, haben wir Medienstress und diverse persönliche und soziale Konflikte zu verarbeiten, dadurch wird die Psyche belastet. Diese sollte in unsere Kommunikation einbezogen und nicht aus den Augen gelassen werden, sodass man immer bereit sein sollte zuzuhören.“
„Meine Güte“, stöhnte ein Vater auf, „was soll das alles? Wo ist die Arbeitsdisziplin geblieben? Wenn ein Schüler nicht folgen kann, dann muss er halt besser aufpassen!“
Vera: „Was ich gesagt habe: Sie verstehen uns nicht!“
Der Lehrer wandte sich an Vera: „Jeder versteht das auf seinem Erfahrungshintergrund und vor 20 Jahren war die Welt sehr anders, das sollte man sich auch vor Augen halten.“
Vera antwortete: „Die Erwachsenen gehen immer von ihrer Sichtweise aus und denken, dass was für sie galt, müsse auch für mich gelten. Sie merken nicht, dass sie uns zum Objekt ihrer Vorstellungen machen, die sie dann auf uns projizieren. Aber ich bin eine andere Person, mit eigenen Interessen und Vorstellungen.“
Der Lehrer entgegnete: „Verstanden zu werden gelingt nur, wenn der Sprecher sich für den Gesprächspartner und dessen Realitätsverständnis interessiert. Aber das geschieht ja für gewöhnlich nicht. Beobachte mal, wenn die Leute sich begegnen und sich angeregt unterhalten. In Wirklichkeit spricht jeder nur von sich selbst bzw. seiner Sichtweise der Dinge, wenn er sich zu den angebotenen Themen äußert. Es passiert selten, dass jemand erst einmal fragt, was der andere wirklich gemeint hat.“
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Der Schulleiter fügte hinzu: „Daher sehen wir, wie wichtig auch die Kommunikationsanalyse ist, um Bewusstsein zu schaffen und Konflikte zu vermeiden. Wir können uns nicht erlauben, diesen Unterrichtsgegenstand von unserem Lehrplan zu streichen.
Der Lehrer unterstrich seine Aussage: „Gesprächsanalysen kann man auch auf die Literatur anwenden, auf Debatten und Klassengespräche, um Bewusstsein für Mobbing und Respektlosigkeiten im Klassenzimmer zu schaffen. Damit tritt Ruhe und eine höhere Konzentration auf den Lernprozess ein.“
Also erst kommt die vertrauensvolle Kommunikation, dann die Stoffvermittlung und -erarbeitung.