Wie viele unnötige Konflikte tragen wir miteinander aus, weil wir auf dem falschen Ohr hören, die Sichtweise des Gesprächspartners nicht wahrnehmen oder uns der gegenwärtigen Situation nicht wirklich bewusst sind ?
Wie schnell können wir in negative Gedankenmuster abrutschen – und ärgern uns dann im Nachhinein darüber, wertvolle Zeit vertan zu haben, die bei einer aufmerksameren und konzentrierteren Kommunikation einem qualitativ hochwertigeren Arbeitsprozess zugutegekommen wäre! Situationsbewusstsein hilft nämlich, Zeit zu sparen und effizienter zu agieren.
Daher kann es hilfreich sein, wenn wir uns in kritischen Situationen auf eine Qualitätsnorm für unseren Umgang miteinander besinnen, die in unserer Schule sowohl im Klassenzimmer als auch im Austausch mit Kollegen und Eltern Gültigkeit hat.
Hier ist ein Resolutionsentwurf für eine Vereinbarung unter Lehrern über die Art und Qualität ihrer Kommunikation und Interaktion, in die auch Schüler und Eltern einbezogen werden könnten.
Interaktion und Kommunikation in unserer Schulgemeinschaft
Gemäß unseres ethischen Leitbildes geht es in der Kommunikation und Interaktion nicht nur darum, nett zueinander zu sein, während weiter in Gewohnheitsmustern gedacht, gehandelt und in Hinblick auf Fehler und Schwächen gewertet wird – diese verbreitete Defizitorientierung kann dazu führen, dass Schüler sich mit ihren Fehlern identifizieren und in ihrem Selbstwertgefühl beeinträchtigt werden. Gemeint ist vielmehr eine Beziehung auf Augenhöhe im Bewusstsein der eigenen Begrenztheit, in der Haltung echten Mitgefühls und Inter-Esses am Menschen bei gleichzeitigem Situationsbewusstsein in hoher Wachsamkeit. Diese Qualität der Achtsamkeit, die unsere positive Lernkultur prägt und von der neurobiologischen Forschung bestätigt wird, schafft eine stressfreie, emotional positive Lernatmosphäre des Vertrauens und damit die Voraussetzung für eine hohe Prozessqualität im Unterricht.
Bei Konflikten geht es um das Erüben einer dialogischen Haltung in einem Begegnungsraum. Nicht das ‚Recht haben‘ und das ‚Durchsetzen der eigenen Interessen‘ ist hier gemeint; vielmehr geht es in dem Wissen um die Selbstreferenzialität jedes Akteurs, d.h. um individuelle Wirklichkeitskonstruktionen und viele Wahrheiten, um das Aushalten und Wahrnehmen anderer Realitäten und den Austausch und die Integration unterschiedlicher Sichtweisen auf der Basis systemischen Denkens.
So orientieren sich die Akteure weniger am persönlichen Vorteil, sondern eher am Wohl des Ganzen, dem seiner Mitmenschen und dem optimalen Systemerhalt; eine Feedbackkultur regt zur Selbstreflexion und Veränderungsprozessen als ‚Lernende Organisation‘ an; Kreativität, Improvisation sowie Lösungsorientierung bestimmen die Grundhaltung des Miteinander.
Dem entsprechend arbeiten wir an unserer Haltung der Achtsamkeit als Brückenkultur unserer Schule gemäß dieser Grafik:
Prozessqualität Organisationale Achtsamkeit (Quelle: Darstellung Ochoa nach Weick/Sutcliffe)
Ihre Kennzeichen sind im Einzelnen:
1. Das Qualitätsverständnis unserer Schule wird darin gesehen, jedem Schüler primär das Recht auf Persönlichkeitsentwicklung im Rahmen der sozialen Systeme der Schule einzuräumen, sodass Selbstwirksamkeit und Partizipation in sozialen und fachlichen Kontexten möglich werden.
2. Diesem Qualitätsverständnis liegt ein Begriff vom Menschen zugrunde, wonach der Mensch von Natur aus ein lernfähiges und lernwilliges Wesen ist, das seine Fähigkeiten entdecken und entwickeln sowie in der Gemeinschaft wertgeschätzt werden möchte.
3. Das Lernen wird primär als kreativer, kontinuierlicher und umfassender Prozess konzipiert, der in Abstimmung der Curricula mit den Möglichkeiten des schulischen Netzwerks und mit Unterstützung der Lehrer als Berater und Betreuer in und außerhalb der Schule stattfindet.
4. Die Selbstkompetenz des Lehrenden kennzeichnet sich durch folgende Fähigkeiten:
- Durchschauen der eigenen Deutungs- und Handlungsmuster,
- Fähigkeit zur Selbstdistanzierung, Kritikfähigkeit,
- Werteklarheit
- Respekt vor der Würde des Kindes
- Interesse an personaler, interkultureller Begegnung
- Begeisterungsfähigkeit
- Liebes- und Hingabefähigkeit
- Potenzialförderung
- Krisenkompetenz
- Denken in systemischen Prozessen.
Ich erkläre mich mit dieser Form der Kommunikation und Interaktion einverstanden:
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Unterschrift des Pädagogen, Ort und Datum